Sehr preiswerte Kameras!
Im Baumarkt oder in diversen Online-Shops gibt es mittlerweile oft sehr preiswerte Kameras von mehr oder weniger unbekannten Herstellern. Bei solchen Modellen ist es so, dass sie des öfteren bereits nach einigen Monaten nicht mehr zu kaufen gibt. Oft passiert dies bei Produkten aus Fernost.
Bei solchen Modellen sollte klar sein, das es hier oft keine regelmäßigen Updates der Software geben wird. Bei solchen Preisen ist das auch nicht einkalkuliert, unter anderem sind diese deshalb so preiswert. Support gibt es oft auch keinen und Anleitungen sind auf Englisch oder Chinesisch. Die Dokumentation ist oft mangelhaft und es gibt vielfach auch keine Hersteller-Webseite mit ausführlicher Produktbeschreibung/Support oder Updateverlauf.
Bei sehr genauen Tests kommt dann auch öfter zum Vorschein das kein SSL(https, Verschlüsselung) gibt oder es andere Sicherheitsmängel wie Masterpasswörter gibt.
Verschlüsselung erklärt: SSL-Verschlüsselung und Zertifikate bei Überwachungskameras
Apps
Apps solcher Kameras werden oft auch nicht regelmäßig geupdated. Dazu lohnt sich immer ein Blick auf die Seite des Google Play-Store um Eindrücke zu gewinnen. Zudem kann es sein, das die App keine verschlüsselte Übertragung nutzen und die Daten über einen Server in China abwickeln.
Ganz wichtig - RTSP-Streams und ONVIF
So eine preiswerte Kamera sollte, wenn möglich immer einen RTSP-Stream besitzen. Wieso das so ist, dazu kommen wir gleich noch. Genaues zu diesem Thema findet ihr hier: Was ist ein RTSP-Stream?
Ein RTSP-Stream ermöglicht es, Kameras in Software von Drittanbietern zu nutzen, beispielsweise:
- Synology NAS
- Instar Vision
- Blue Iris
- TinyCam (Smartphone App)
Info: Warum es sinnvoll ist eine zentrale Verwaltungssoftware für Überwachungskameras zu nutzen
Wir können bei einer Kamera mit RTSP-Stream den Internetzugang der Kamera komplett blockieren und diese dann in einer Drittanbietersoftware lokal im Netzwerk nutzen. So ist es dann auch nicht mehr so kritisch, wenn die Kamera alt ist bzw. es keine Updates mehr gibt die eventuelle Sicherheitslücken schließen. Wir können die Kamera dann allerdings nicht mehr so einfach per App übers Internet erreichen. Möglich wäre das immernoch, denn beispielsweise Blue Iris bietet eine solche Funktion. Blue Iris ist allerdings eine Profi-Software und kostet auch Geld.
Woran erkenne ich Support und Updates?
Wie oft Updates veröffentlicht werden und von welchem Datum das letzte Update ist erfährt man über die Homepage des Herstellers. Solide Hersteller besitzen eine Homepage mit Dokumentationen, Unternehmensinfos, Kontaktoptionen und Updates. Ich nehme hier immer gerne INSTAR als Beispiel, da es sich hier um eine deutsche Firma handelt die das seit Jahren sehr gut umsetzt.
Updateseite von INSTAR: https://www.instar.de/downloads/indoor
Nehmen wir z.B einmal die INSTAR 6014 HD. Diese ist seit 30. März 2015 auf Amazon zu kaufen. Trotzdem gibt es ein aktuelles Update vom 12.03.2020. Außerdem gibt es auf der Updateseite auch ein sogenanntes "Changelog" in dem die Änderungen festgehalten sind.
Auch HiKam hat solche Infoseiten auf ihrem Supportportal: https://support.hikam.de/de/support/solutions/articles/16000092238-firm…-
Beispiel Arlo(Netgear): https://community.arlo.com/t5/Firmware-Release-Notes/bd-p/arlo-release-…
Um diese Seiten zu finden, die manchmal versteckt sind, ist es empfehlenswert z.B. "Changelog Arlo" auf Google einzuheben.
Einige Firmen stammen vom chinesischen Markt und besitzen auch keinen wirklichen deutschen Support. Das könnt ihr auch relativ leicht an der Beantwortung der Fragen auf Amazon sehen. Klingt das Deutsch etwas holprig wie aus einem Übersetzerprogramm, dann wisst ihr Bescheid. Wenn ihr also Wert auf deutschen Support und eine gute Dokumentation legt, dann schaut unbedingt auf die Homepage des Herstellers.
Info und Fazit
Es gibt auch preiswerte Modelle wo dies nicht so extrem ist. Denkt aber eben immer daran, das Support und Updates im Preis mitbezahlt werden. Bei 30€ Kameras sollte man das eher nicht erwarten. Es gibt jedoch auch für diese preiswerteren Kameras durchaus Einsatzzwecke, denn nicht jeder will ein Vermögen ausgeben, nur um seinen Hühnerstall oder die Hundehütte zu überwachen. Seid euch dann aber eben bewusst das ein solche Preis auch gewisse Nachteile haben kann. Bei einer Hundehütte oder dem Hühnerstall handelt es sich nicht um wirklich sicherheitskritische Bereiche. Wenn eine Kamera jedoch das Wohnzimmer überwacht wäre das etwas anderes.
Es ging in diesem Artikel nicht darum irgendjemandem Angst zu machen, sondern rein rational aufzuklären und ein Bewusstsein zu schaffen. Ich habe selbst auch schon solche preiswerten Kameras eingesetzt, allerdings nicht an Orten die sicherheitskritisch sind. Sollte also jemand irgendwie Zugang zur Kamera bekommen, dann kann er jetzt den Hühnern beim Eierlegen zuschauen.
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